Zusammenarbeit? Ja, bitte! Oder: Zusammen ist man weniger allein (Anna Gavalda)

Als Besitzerin einer Kommunikationsagentur und ebensolche Beraterin sehe ich mich selbst als Dienstleisterin – allerdings nur ungern. Warum das? Weil ich Unternehmen und Organisationen dabei unterstütze, ihre Ziele zu erreichen und das funktioniert am effizientesten, wenn man das per se hierarchische Gefälle einer Kunden-Agenturbeziehung überwindet.

Man befindet sich ja auch schließlich in einer gegenseitigen Abhängigkeit: Der Kunde ist von der Kompetenz, der Professionalität und dem Know-how der Agentur abhängig. Die Agentur von der Bezahlung durch den Kunden. Man befindet sich also in einer klassischen GeschäftsBEZIEHUNG! Mit Betonung auf Beziehung (übrigens heißt meine Agentur nicht umsonst Semicolon RELATIONS) Eine Beziehung impliziert in meinen Augen nicht nur gegenseitige Abhängigkeit, sondern – egal, ob in der Businesswelt oder im Privaten – auch gegenseitige Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Begegnung auf Augenhöhe.

Und, Achtung, jetzt kommt meine humanistische Bildung zum Vorschein: das lateinische Verb communicare steht nicht nur für kommunizieren, sondern bedeutet im eigentlichen Sinne „vereinigen“. Das impliziert doch die Zusammenarbeit, oder nicht?!

Doch zurück zur Frage, als was ich mich denn nun eigentlich gerne sehe. Den folgenden Begriff habe ich von meinem ehemaligen Chef übernommen und nutze ihn nach wie vor, um zu beschreiben, was ich tue: ich bin „Sparring-Partnerin“. Kommt – wie viele Begriffe der Kommunikationsbranche – aus dem Englischen und leitet sich von „to spar“ ab, was nichts anderes heißt, als sich auseinanderzusetzen. Mit jemandem, mit einer Sache, im gemeinsamen Kampf. Ein Sparring-Partner ist im Boxsport jemand, der im Training unterstützt und dabei hilft, besser, schneller, stärker zu werden; sprich, einen Wettkampf zu gewinnen. Es werden Kräfte gebündelt und die Partner pushen sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Gemeinsames Ziel: der Sieg.

Als Sparring-Partnerin stehe ich ziemlich alleine da, wenn ich nur meine eigenen Kräfte und Ressourcen zur Verfügung habe. Ich kann gegen meinen Schatten kämpfen wie Lucky Luke, ich kann mich selbst anfeuern oder gegen ein Kissen schlagen. Zielführend ist nichts davon. Deshalb entwickle ich Strategien nie aus dem Elfenbeinturm meines Office heraus, sondern immer gemeinsam mit meinen Kunden.

Ich verlasse mich nicht darauf, dass ich jeden Kampf, oder treffender, jede Herausforderung alleine meistern soll, sondern den Rückhalt meines Sparring-Partners – meines Kunden – habe. Bei der operativen Umsetzung muss ich auf die Ressourcen der Kunden zugreifen können, denn nur so ist auch sichergestellt, dass wir mit voller Power für das Ziel kämpfen.

Klingt so, als wollte ich die Verantwortung und Arbeitslast abgeben? Keineswegs. Aber gemeinsam ist man einfach stärker – und es wäre offen gesagt fahrlässig, bestehende Ressourcen, Know-how und Kompetenzen auf Kundenseite brachliegen zu lassen.

Oder um es einfacher und mit dem Titel eines wundervollen Buchs von Anna Gavalda auszudrücken: Zusammen ist man weniger allein. (Ensemble, c’est tout).