Digitalisierung in der Zielgruppe 60+

Stellen Sie sich vor, Sie sind über 70 Jahre alt. Sie haben sich erfolgreich mit dem Leitmedium Internet vertraut gemacht, Sie gehören zig WhatsApp-Gruppen an – egal, ob Familie oder Freunde – und Sie halten sich online auf News-Portalen auf dem letzten Stand.

So weit, so normal heutzutage. Dass dem so ist, zeigen auch die aktuellsten Statistiken. Die Internetnutzung liegt aktuell in Deutschland bei 97%, in Kürze wird sie die 100% erreichen. Und ab einem Alter von 55 Jahren liegt die tägliche Nutzungsdauer bei rund 2 Stunden. MarketerInnen und selbsternannte DigitalisierungsexpertInnen würden nun sagen, dass Sie erfolgreich „migriert“ sind – immerhin sind Sie nicht als Digital Native zur Welt gekommen, sondern rund 40-50 Jahre früher. Sie stehen aktiv im Leben, haben sich im Laufe Ihres Berufslebens eine ansehnliche Pension und Erspartes erarbeitet und können Ihr Leben nun in vollen Zügen genießen.

Bis… ja, bis Sie den Fernseher aufdrehen, einen Artikel lesen oder ein Autohaus betreten. Denn irgendwie scheint das Programm, der Inhalt und der Vertrieb nicht auf sie abzuzielen. Vergleichsweise junge Leute werben lächelnd für Anti-Aging-Cremes – Q10, Hyaluron und Co. versprechen ihnen noch mehr Jugendlichkeit. Der Artikel ist offensichtlich für 20-Somethings geschrieben und im Autohaus … puh, sagen wir so: Der Verkäufer geht nicht davon aus, dass Sie sich selbst – nochmal – ein Auto kaufen. Das Problem: Sie alle liegen falsch. Denn, Gratulation, Sie gehören zur erwiesenermaßen kaufkräftigsten Zielgruppe überhaupt. Jener, die sich etwas leisten kann und will. Und das im Gegensatz zur viel umworbenen Generation Y, die sich überhaupt prinzipiell auf Sinnsuche befindet und noch gar nicht genug Geld hat, um den fehlenden Sinn durch größere Anschaffungen zu kompensieren.

MarketerInnen – und das haben zahlreiche Studien ergeben – haben selbst ein Problem mit dem Alter.

Denn es macht vor niemandem Halt und dieser kleine Touch Sterblichkeit, der dabei mitschwingt IST ja auch beängstigend. Trotzdem darf es nicht dazu führen, dass eine wichtige Zielgruppe ausgeschlossen wird. Menschen über 70 kaufen mehr Autos als alle anderen Zielgruppen. Menschen über 70 erfreuen sich – ganz im Gegensatz zu noch vor 20 Jahren – oftmals bester Gesundheit und wollen nicht ausschließlich in der Defizit-orientierten Werbung für Treppenlifte, Hörgeräte oder Sehbehelfe angesprochen werden.

Da sind wir schon beim eigentlichen Problem: Das Alter wird in der Gesellschaft noch immer als Phase der Gebrechlichkeit und Krankheit gesehen. Die Zeit der sozialen Isolation, in der naturgemäß nichts konsumiert wird. Schluss damit! Menschen sind rund 20 Jahre im Ruhestand. Und das bedeutet nicht nur jede Menge verfügbare Zeit, sondern auch den Willen, diese – konsumgestützt – zu gestalten … und das oftmals bei bester Gesundheit.

Übrigens: Wenn Sie Lust haben, sehen Sie sich meinen Lieblingsspot von Uniqa an https://youtu.be/6MsaUFG_BI4